PROJEKT-1143/11434 - Fernmeldeaufklärung der Bundesmarine, Marinefernmeldesektor 73

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KIEV-KLASSE



PROJEKT 1143 "Kretschet", von der NATO als KIEV-KLASSE bezeichnet, war eine Klasse von Flugdeckkreuzern der Sowjetischen Marine. Es wurden drei weitgehend identische Schiffe der KIEV-KLASSE gebaut und ein weiteres einer überarbeiteten Version, dem PROJEKT 1143M - KIEV MOD-KLASSE. Sie waren bis Anfang/Mitte der 1990er Jahre im Dienst im Dienst der Sowjetunion und der Russischen Föderation. Nach den ersten Erfahrungen mit den Flugdeckkreuzern des Projekts 1123 - MOSKVA-KLASSE  begann man sich in der sowjetischen Marine ab Mitte der 1960er-Jahre Gedanken um eine neue Generation von Flugdeckkreuzern zu machen. Man hatte zunächst einen Hubschrauberträger als Weiterentwicklung von PROJEKT 1123 - MOSKVA-KLASSE, bereits unter dem Namen "KIEV", ins Auge gefasst, verwarf diese Idee jedoch wieder, da die Marine nun ein Schiff verlangte, das neu entwickelte Senkrechtstarter einsetzen konnte. Am 2. September 1968 gab die sowjetische Regierung mit Beschluss 685-251 bekannt, über welche Fähigkeiten die Schiffe verfügen sollten: Den eigenen Flottenverband vor Luftangriffen zu schützen. Sowjetische U-Boote mit ballistischen Raketen in ihren Patouillengebieten vor Angriffen zu schützen. Suchen und Zerstören feindlicher Atom-U-Boote bis in entfernte Regionen. Die Bekämpfung von feindlichen Schiffen. Die Unterstützung amphibischer Operationen. So klassifizierte man die Schiffe als  U-Boot-Abwehr-Kreuzer mit Luftfahrzeugen und entschied sich zur Bekämpfung gegnerischer Schiffe Startvorrichtungen für schwere Marschflugkörper auf die Back zu setzen. In ähnlicher Weise hatte man zuvor auf PROJEKT 1123 MOSKVA-KLASSE die Bewaffnung aufgestellt. Den Aufbau, der bei PROJEKT 1123 - MOSKVA-KLASSE noch in der Schiffsmitte oberhalb des Kiels gestanden hatte, verschob man nach Steuerbord, so dass ein durchgängiges Flugdeck vom Heck bis zu Back, unmittelbar hinter die Startrohre der Seezielflugkörper, geführt werden konnte. Um die nutzbare Fläche des Decks zu maximieren, wurde es schräg angelegt und auf Höhe des Aufbaus nach Backbord außenbords geführt. Die Planungen waren bis April 1970 abgeschlossen. Ursprünglich war geplant, die Schiffe mit Seezielflugkörpern des Typs P-120 Malachit (NATO-Code: SS-N-9 "Siren") auszustatten. Man entschied sich dann aber für die damals neuen Seezielflugkörper des Typs P-500 Basalt (NATO-Code: SS-N-12 "Sandbox"). Diese zeichneten sich vor allem durch ihre hohe Reichweite aus, welche mit 550 km etwa fünfmal höher war als die der P-120. Obwohl äußerlich einem modernen Flugzeugträger bereits rechts ähnlich, war PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE nie für den Einsatz leistungsfähiger Trägerflugzeuge ausgelegt. Die ursprünglichen Planungen hatten zwar auch den Einsatz der MiG-23 vorgesehen, aber das zu deren Start notwendige Katapult und die zur Landung nötige Netzfanganlage waren technisch nicht fristgerecht umzusetzen. So blieb es bei der Feststellung einer Planungsgruppe der Marine von 1960, die den Einsatz von trägergestützten Jagdflugzeugen zur Verteidigung eines Flottenverbandes als "Verschwendung von Ressourcen" gegenüber Luftabwehrraketen bezeichnet hatte. So konnten nur Senkrechtstarter und Hubschrauber eingesetzt werden; die Bewaffnung der Schiffe mit Seezielflugkörper wurde damit notwendig, um die Leistungsbeschränkungen der verfügbaren Luftfahrtzeuge zu kompensieren. 1970 wurde das erste Schiff der KIEV-KLASSE Klasse, das Typschiff "KIEV" in der Schwarzmeerwerft in Mykolajiw auf Kiel gelegt. Obwohl der Vertrag von Montreux von 1936 "Flugzeugträgern" die Durchfahrt durch die Dardanellen verbot, fielen die "Flugdeckkreuzer" des Projekts 1143 - KIEV-KLASSE nicht unter dieses Verbot. Der Rumpf von PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE unterteilte sich in zwei wasserdicht verschließbare Längs- und 18 Querschotts. Die Schiffe verfügten über ihre gesamte Länge über einen doppelten Schiffsboden und ein verstärktes strukturelles Schutzsystem auf Höhe der Maschinenräume im Achter- und der Munitionsräume im Vorschiff. Die Konstruktion sollte der Explosion einer taktischen Kernwaffe von 30 Kilotonnen Sprengkraft in 2.000 Metern Entfernung vom Schiff standhalten. Die Fläche des Flugdecks betrug rund 6.200 m². Es waren sieben Lande- und Startpositionen vorhanden. Um den bis zu 1000 °C heißen Abgasstrahlen der Senkrechtstarter standzuhalten, wurden die Startpositionen mit einer hitzeresistenten Beschichtung überzogen, so dass sie für Hubschrauber und Flugzeuge genutzt werden konnten. Das Flugdeck war mit dem darunter befindlichen Hangar über zwei Aufzüge verbunden. Diese befanden sich, je einer backbord- und einer achtern der Aufbauten. Unterhalb des Flugdecks wurde ein einzelnes durchgängiges, bis zu sechs Meter hohes Hangardeck von 2.860 m² Gesamtfläche eingeplant, das sich 130 Meter lang über ein einziges Deck mit 22 Metern Breite vom Heck bis zur Schiffsmitte erstreckte. Die ersten drei Schiffe des Projekts 1143 - KIEV-KLASSE konnten bis zu 30 Luftfahrzeuge mitführen, die normale Ausstattung lag jedoch bei 22 Maschinen. Es konnten Senkrechtstarter und Hubschrauber an Bord genommen werden. Dabei waren verschiedene Konstellationen bei der Zusammensetzung der mitgeführten Luftfahrtzeuge möglich. Jak-38: Als Senkrechtstarter waren zwei Versionen der Jak-38 im Einsatz. Die Jak-38, von der NATO als "Forger A" bezeichnet, war deutlich leistungsschwächer als der zeitgenössische, britische Harrier. Da sie drei Turbinen tragen musste, von denen die beiden kleineren RD-38 lediglich vertikalen Schub erzeugen konnten, war die JaK zu schwach motorisiert und konnte an vier Außenlastträger beim Senkrechtstart nur eine Waffenlast von bis zu 1000 Kilogramm tragen – weniger als die Hälfte der Kapazität des britischen Harrier GR.3. Die Jak-38 konnte zwei Kurzstreckenflugabwehrraketen vom Typ R-60 oder zwei Luft-Boden-Raketen vom Typ Ch-23 tragen. Alternativ waren Kombinationen aus ungelenkten Bomben, RBK-250-Clusterbomben und ungelenkten Raketen oder zwei Behälter mit je zwei 23-mm-Maschinenkanonen möglich. Später wurde die leicht verbesserte Jak-38 M eingeführt, von der jedoch nur 50 Maschinen gebaut wurden. Die leistungsstarke Jak-141, bei der viele Mängel der Jak-38 abgestellt wurden, kam nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nie über das Prototypstadium hinaus. Ka-25 und Ka-27: Der Ka-25-Mehrzweckhubschrauber wurde in der Regel in den Versionen Ka-25-PL oder Ka-25-PS mitgeführt. Der Ka-25-PL, NATO-Bezeichnung "Hormone-A", war die U-Jagd-Version des Ka-25, ausgerüstet mit einem Waffenschacht, in dem Torpedos, Wasserbomben und Sonarbojen mitgeführt werden konnten. Auch ein Tauchsonar konnte eingesetzt werden. Der Ka-25-PS, NATO-Bezeichnung "Hormone-C", war ein Rettungshubschrauber. Der Ka-27, Nachfolger des Ka-25 in der Rolle als Standardhubschrauber der sowjetischen Marine, wurde in ähnlichen Ausführungen wie der Ka-25 gebaut. Der Ka-27-PL U-Jagd-Hubschrauber (NATO-Bezeichnung: "Helix-A") und der Ka-27-PS-Rettungshubschrauber (NATO-Bezeichnung: "Helix-D") übernahmen entsprechend die Rollen ihrer Vorgänger. Bei ähnlichen Abmessungen beider Typen lag der Hauptunterschied des Ka-27 zum Ka-25 in der fast verdoppelte Reichweite von 900 Kilometern und in der Fähigkeit, neue Waffen-, Sensor- und Kommunikationsausrüstung einsetzen zu können. Neu war der Ka-31, eine Variante des Ka-27 mit einem besonders leistungsstarken Radarsystem zur Langstreckenaufklärung, der auf der "BAKU" KIEV MOD-KLASSE eingesetzt wurde. Die Schiffe der KIEV-KLASSE wurden mittels acht KWN-98/64-Dampfkesseln und vier TW-12-3-Dampfturbinen betrieben. Je zwei Turbinen standen dabei in einem abgetrennten Maschinenraum und übertrugen ihre Energie auf zwei Wellen. Die so erreichbare Höchstgeschwindigkeit lag mit allen vier Propellern bei 30,7 Knoten. Bei einer Geschwindigkeit von 18 Knoten betrug die Reichweite der Schiffe etwa 8.000 Seemeilen. Die Zusammensetzung der Bewaffnung auf den vier Schiffen der KIEV-KLASSE unterschied sich auf den ersten drei Schiffen (PROJEKT 1143.1 - "KIEV" bis 1143.3 "NOVOROSSIYSK") minimal und wich auf dem vierten Schiff "ADMIRAL GORSHKOV" - KIEV MOD-KLASSE (PROJEKT 1143.4) deutlich von den Vorgängern ab. 1143.1 - "KIEV" und PROJEKT 1143.2 - "MINSK" waren identisch bewaffnet mit: 4 Doppelstartrohren für P-500-Basalt-Marschflugkörper (SS-N-12 "Sandbox") auf der Back mit einem Munitionsvorrat von acht Raketen und acht Reserveraketen. 2 Doppelstartern für M-11 Schtorm-Flugabwehrraketen (SA-N-3 "Goblet") mit einem Vorrat an 72 Raketen. 2 Doppelstartern für 9K33M-"Osa"-M-Flugabwehrraketen (SA-N-4 "Gecko") mit einem Bestand an 40 Raketen. 2 Zwillingsgeschützen 76-mm-L/59 AK-726 – je ein Turm auf der Back und einer auf einem Aufbau hinter dem Brückenturm. 8 sechsläufigen Gatlingkanonen 30-mm-L/54 AK-630. Zwei Torpedorohren im Kaliber 533 mm innerhalb des Rumpfes für zehn SET-65-Torpedos. 2 zwölfrohrigen RBU-6000-Wasserbombenwerfern. Einem Doppelstarter für RPK-1-"Wichr"-U-Boot-Abwehrraketen. 1143.3 "NOVOROSSIYSK" trug, anders als seine Vorgänger, keine Torpedorohre und verfügte nicht über das 9K33M-"Osa-M"-Luftabwehrsystem. 1143.4 "ADMIRAL GORSHKOV (ex "BAKU") KIEV MOD-KLASSE trug sechs Doppelstarter für P-500 Basalt (SS-N-12 "Sandbox") mit einem Munitionsvorrat von zwölf Raketen und zwölf Reserveraketen. Die Luftabwehr stützte sich hier auf die 3K95-"Kinschal"-Flugabwehrrakete (SA-N-9 "Gauntlet"). Vier Gruppen zu je sechs Startern mit je acht Raketen dieses Systems waren in das Wetterdeck eingelassen, davon zwei neben dem Flugdeck und zwei auf der Back. Es wurden 192 Reserveraketen mitgeführt. Die Artilleriebewaffnung bestand aus zwei AK-100-Geschütztürmen mit je einem 100-mm-L/70-Geschütz vor dem Brückenaufbau. Die Nahbereichsverteidigung aus acht sechsläufigen Gatlingkanonen 30-mm-L/54 AK-630 blieb erhalten, zwei zehnrohrige RBU-12000-Wasserbombenwerfer standen am Bug. Die ersten drei Schiffe des PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE waren mit dem MR-600-"Woschod"-3D-Radar (NATO: "Top Sail") zur Suche nach Luftkontakten ausgerüstet. Diese Hauptphalanx wurde bei Projekt 1143.M - KIEV MOD-KLASSE durch ein phasengesteuertes Radar "Mars-Passat" (NATO: "Sky Watch") ersetzt, das sich aus vier Sende-Empfänger-Einheiten zusammensetzte, die als rechteckige Platten an den Seiten des Aufbaus oberhalb der Brücke montiert waren. Die ersten drei Schiffe behielten das leistungsschwächere MR-700-Radar "Fregat" (NATO: "Top Steer") als Reservesystem, PROJEKT 1143.M - KIEV MOD-KLASSE trug das "Fregat-MR" (NATO: "Plate Steer"). Die EloKa-Systeme auf den Schiffen unterschieden sich. PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE war mit dem ersten komplett computergestützten ECM-System "Kantata" ausgerüstet und trug als deutlichstes Erkennungsmerkmal acht MP-403-"Gorsuf"-Störsender (NATO: "Side globe"). PROJEKT 1143.M - KIEV MOD-KLASSE trug dagegen ein "Kantata-M"-System, das sich auf Störsender (NATO: "Wine Flask") stützte. Für die Hauptbewaffnung von PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE, die P-500-Basalt-Marschflugkörper, wurde auf den ersten drei Schiffen der Klasse das MP-404-Leitsystem "Ograda" (NATO: "Rum Tub") verwendet. Die beiden 76-mm-Gechütztürme auf den ersten drei Schiffen wurden über zwei "Jachond"-Feuerleitsensoren (NATO: "Owl Screech") mit Zielinformationen versorgt, die am Brückenaufbau jeweils oberhalb des zugehörigen Turms montiert waren. Auf dem vierten "ADMIRAL GORSHKOV" - KIEV MOD-KLASSE Schiff wurden zwei 100-mm-Geschütztürme auf der Back aufgestellt, die durch einen MR-114-Radarsensor (NATO: "Kite Screech") gelenkt wurden. MR-123-Radarsensoren (NATO: "Bass Tilt") waren als Standardleitsystem für die 30-mm-Maschinenkanonen AK-630 aufgestellt, je ein Sensor für maximal zwei AK-630. Die M-11-"Schtorm"-Luftabwehrraketen (NATO: "SA-N-3 Goblet") wurden auf PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE durch zwei 4R60-"Grom"-Feuerleitradargeräte (NATO: "Head Lights") gelenkt, die Oberhalb der "Jachond"-Leistsysteme der Geschütztürme aufgestellt waren. Jedes 4R60-System bestand aus zwei nebeneinander liegenden runden Empfängerantennen mit je vier Metern Durchmesser und zwei kleineren Antennen mit je 1,8 Metern Durchmesser, die darüber montiert waren. Die "Osa-M"-Luftabwehrraketen (NATO: "SA-N-4 Gecko") wurden über zwei 4P33-Feuerleitradargeräte (NATO: "Pop-Group") gesteuert, von denen eines im vorderen Bereich der Backbordseite des Aufbaus und eines im hinteren Bereich der Steuerbordseite des Aufbaus installiert war. Die 3K95-"Kinschal"-Luftabwehrraketen (NATO: "SA-N-9 Gauntlet"), exklusiv auf dem letzten Schiff der Klasse, "ADMIRAL GORSHKOV" - KIEV MOD-KLASSE PROJEKT 1143.M, montiert, wurden über das MR-360-Radar (NATO: "Cross-Sword") gelenkt. Dazu wurden vier dieser Sensoren an allen vier Kanten des Brückenturms installiert, um eine 360°-Abdeckung zu erreichen. PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE war mit einem MG-342-"Orion"-Sonarsystem (NATO: "Horse Jaw") zur Suche nach Unterwasserkontakten ausgerüstet, das im Wulstbug der Schiffe untergebracht war. Das MG-342-System war ein Niederfrequenzsonar, das Kontakte in Entfernungen bis 40 Kilometern orten konnte. Dazu verfügte PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE über ein Informationssystem, das die Daten der von eigenen Hubschraubern abgeworfenen Sonarbojen auslesen konnte. Die beiden letzten Schiffe der Klasse trugen zusätzlich ein MG-335-Schleppsonarsystem. PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE war mit einem System zur taktischen Flugnavigation "TACAN" (NATO: "Top Knot") ausgerüstet, das unter einer kugelförmigen Verkleidung auf dem Mast auf dem Brückenaufbau montiert war. Bei PROJEKT 1143.M - KIEV MOD-KLASSE war die Verkleidung dagegen zylindrisch ausgeführt. 1.433 Soldaten bildeten die Besatzung von PROJEKT 1143 - KIEV-KLASSE. Wurde eine Stabsabteilung an Bord genommen, um ein Schiff als Führungsschiffe einer Flotte zu benutzen, erhöhte sich die Zahl der Besatzungsmitglieder um 50 Personen.

NORDMEERFLOTTE

AUSSER DIENST GESTELLT AM: 30.06.1993.

"KIEV" - DETAIL

"KIEV" - TJANJIN/CHINA

PAZIFIKFLOTTE

AUSSER DIENST GESTELLT AM: 30.06.1993.

"MINSK" - DETAIL

AUSSER DIENST GESTELLT AM: 30.06.1993.

"MINSK" - SHENZHEN/CHINA
"NOVOROSSIYSK" - DETAIL




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